Klinikum Mittelbaden

150 Jahre Pflege- und Betreuungszentrum Hub: Eine bewegte Geschichte an einem einzigartigen Ort

Festakt 150 Jahre Hub

Ottersweier, 23. November 2024 – Das Pflege- und Betreuungszentrum Hub feiert mit einem Festakt ein beeindruckendes Jubiläum: 150 Jahre soziale Fürsorge sowie permanenter Wandel und Entwicklung. Seit dem Einzug der ersten Bewohner am 2. November 1874 hat sich die Hub von einer Kreispflegeanstalt zu einem modernen Pflege- und Betreuungszentrum entwickelt, das heute Maßstäbe in der Betreuung pflegebedürftiger und psychisch erkrankter Menschen und bei der palliativmedizinischen Versorgung setzt.

Das Pflege- und Betreuungszentrum Hub feiert sein 150-jähriges Bestehen. Diese bedeutende Einrichtung, die heute Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf sowie seelischen Erkrankungen eine Heimat bietet, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück – von einem renommierten Thermalbad über eine Pflegeanstalt bis hin zu einer modernen Einrichtung der Eingliederungshilfe und der Pflege. Die Feierlichkeiten würdigen nicht nur die Historie, sondern auch das Engagement all der Menschen, die die Hub zu dem gemacht haben, was sie heute ist.

Von der Thermalquelle zum sozialen Zentrum

Die Geschichte der Hub reicht weit zurück. Sie ist stets untrennbar mit dem Element Wasser verbunden. Bereits im Jahr 1475 erhielt die damalige Thermalquelle eine kurfürstliche Badeordnung, eine der ersten in Deutschland. Fast 400 Jahre lang war das „Hubbad“ ein beliebtes Ziel für Kurgäste, darunter gekrönte Häupter und Persönlichkeiten der Großherzoglichen Familie.

1810 in der Blüte des „Hubbades“ beauftragte der Badbesitzer Friedrich Kampmann den mit ihm befreundeten badischen Architekten und Stadtplaner Friedrich Weinbrenner mit dem Bau eines großen Hotelkomplexes für das Kur- und Wellnessbad Hub. Weinbrenner realisierte das Bauvorhaben binnen zwei Jahren. Die großzügige Hotelanlage diente als Vorbild für spätere Kurhäuser. So ist der große Kursaal des Hubbades, die heutige Kirche, Vorbild für den bekannten Weinbrenner-Saal im Kurhaus Baden-Baden, den der Architekt zehn Jahre später plante und realisierte.

Mit der Schließung des Bades im Jahr 1873 begann ein gänzlich neues Kapitel: Die Weinbrenner-Bauten wurden zur Kreispflegeanstalt für Bedürftige umgewandelt. Seitdem hat sich die Einrichtung kontinuierlich weiterentwickelt – stets im Wechselspiel mit den gesellschaftlichen und rahmenpolitischen Anforderungen.

Die Weichen für die Einrichtung von „Kreispflegeanstalten“ wurden bereits in den 1860er Jahren in Baden gestellt. Mit dem badischen Verwaltungsgesetz von 1863 wurden die Kreise zu Selbstverwaltungsorganen. Eine der neuen Selbstverwaltungsaufgaben war die Einrichtung von Anstalten für „Schwache, Bedürftige und Behinderte“ mit geistigen- und physischen Krankheitsbildern. Eine weitere wichtige Voraussetzung war das badische Armengesetz vom 5. Mai 1870, in dem die Gemeinden und die Kreise die öffentliche Armenpflege als Pflichtaufgabe übertragen bekamen. Im gesamten Land Baden entstanden von da an entsprechende Einrichtungen. Bei einer Versammlung aller Kreisausschüsse Badens im Juni 1873 in Freiburg einigte man sich auf ein gemeinsames Konzept. Danach sollten sowohl Arbeitsunfähige jeden Alters und chronisch unheilbar Kranke als auch geistesgestörte Menschen in diese Anstalten aufgenommen werden.

In der außerordentlichen Kreisversammlung am 16. Juli in Karlsruhe und in Baden-Baden am 24. Juli genehmigten die Vertreter beider Kreise 1873 den gemeinsamen Ankauf des „alten“ Hubbades (den Weinbrennerbau), das am 15. August 1873 für 60.000 Gulden in den Besitz der Kreisverbände Karlsruhe und Baden „zum Zwecke der Errichtung einer gemeinschaftlichen Verpflegungsanstalt“ überging. Allerdings befand sich der Weinbrennerbau in einem beklagenswerten Zustand. Der mit dem Umbau beauftragte Architekt Joseph Thomas Cathiau berichtete darüber: „Es handelt sich darum, aus einer geradezu vor dem Einsturz stehenden Ruine ein stattliches, solides, seinen humanen Zwecken mit Licht und Luft, mit fast all jenen Einrichtungen entgegentretendes Gebäude zu schaffen, welches die neuere, sanitäre Technik für Kranken- und Armenanstalten ersonnen hat und empfiehlt.“

Am 1. September 1874 begann der erste Anstaltsdirektor Dr. med. Gustav Xaver Josef Kimmig (der zudem als Landtagsabgeordneter politisch aktiv war) und ein Teil des Personals den Dienst in der neu geschaffenen Einrichtung, obwohl die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen waren. Die Eröffnung der Hub fand am 2. November 1874 statt. Architekt Cathiau plante zunächst für 240 Personen, er musste aber rasch seine Planungen auf 400 Personen erweitern. Im September 1875 wurden in der Hub bereits 300 Menschen betreut.

Ein Ort mit dunklen und hellen Kapiteln

Das dunkelste Kapitel der Hub war während der NS-Zeit. 1940 wurden 526 Bewohner mit den grauen Bussen von der Hub abgeholt und deportiert. 404 von ihnen wurden in Grafeneck grausam ermordet. 1941 wurden nochmals 6 Bewohner deportiert, die im Vernichtungszentrum Hadamar vergast wurden. Die restlichen Bewohner wurden durch Vertuschungsaktionen der Nazis (“Verschubung”) an andere Orten gebracht (z.B. Zwiefalten, Emmendingen). Teilweise wurden die Bewohner auch wieder in die Hub zurück geschickt, da der damalige Ärztliche Direktor, Otto Gerke, zu übereifrig meldete und auch Bewohner deportieren lies, die noch “arbeitsfähig genug” waren.

Heute erinnern Denkmäler, wie der 1990 eingeweihte Gedenkstein auf dem Friedhof der Hub, Gudrun Schreiners Statue der Maria Assunta (1999) und das 2019 eingeweihte Mahnmal des Künstlers Manfred Emmenegger-Kanzler sowie eine begleitende Broschüre mit dem Titel „Wider des Vergessens“ an diese Gräueltaten. Der Park ist dadurch zu einem Symbol gelebter Erinnerungskultur geworden.

Nach dem Krieg wurde die Hub als Lungenheilstätte genutzt, später als Langzeitkrankenhaus, und schließlich als Pflege- und Betreuungszentrum, das sich insbesondere der Pflege von Menschen mit Demenz, mit chronisch psychischen Erkrankungen und Palliativpatienten widmet.

Trägerschaften ab 1947

1947 übernimmt der Landkreis Bühl die Trägerschaft der Hub. Im Zuge der Kreisreform und der Auflösung des Kreises Bühl kommt die Hub 1973 in die Obhut des Landkreises Rastatt. 2004 mit der Gründung der Klinikum Mittelbaden gGmbH wird die Hub in die Trägerschaft der neuen gGmbH übernommen.

Heute: Eine Einrichtung der Eingliederungshilfe und Pflegeheimbereiche mit Expertise, Herz und Tradition

Das Pflege- und Betreuungszentrum Hub hat sich zu einem modernen Pflege- und Betreuungszentrum entwickelt, das heute Maßstäbe in der Betreuung und Begleitung pflegebedürftiger und psychisch erkrankter Menschen und bei der palliativmedizinischen Versorgung setzt. Mit dem verbundenen Aspichhof, einer Kirche, einem „Therapielädle“ und einem ambulanten Pflegdienst, einem Palliativzentrum und zahlreichen weiteren Angeboten bietet die Hub ihren rund 240 Bewohnerinnen und Bewohnern nicht nur Betreuung, sondern auch Gemeinschaft.

Besonders hervorzuheben ist die Arbeit der Stiftung Hub und des Fördervereins, die zahlreichen Projekte wie das Palliativzentrum oder Freizeitaktivitäten für Bewohner ermöglichen.

Ein Blick in die Zukunft

Die Hub steht im Hinblick auf die Zukunft vor großen Herausforderungen: Sanierungsarbeiten, steigende Kosten und der Bedarf an Fördermitteln werden die kommenden Jahre prägen. Darüber hinaus liegt die Hub mitten in einem Hochwassergefahrengebiet und ist Teil der Hochwasserschutzplanung der Gemeinde Ottersweier und des Starkregenrisikomanagements des Landkreises Rastatt. Hieraus werden sich in den kommenden Jahren umfangreiche Baumaßnahmen ergeben. Gleichzeitig gibt es mit Blick auf die Nachhaltigkeit auch Pläne, die geothermische Energie der alten Thermalquelle für eine nachhaltige Wärmeversorgung zu nutzen – ein Symbol dafür, wie Vergangenheit und Zukunft in der Hub verbunden bleiben.

Feierlichkeiten zum Jubiläum

Das 150-jährige Jubiläum wird am 23.November mit einem offiziellen Festakt begangen, zu dem Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft eingeladen sind. Im Anschluss erwartet die geladenen Gäste ein abwechslungsreiches Programm mit elf thematisch verschiedenen Führungen sowie ein kulinarisches Angebot im Innenhof des Weinbrennerhauses. Musikalisch umrahmt wird der Festakt von der Harfenistin, Sinja Rosenberger.

Stimmen anlässlich des Festakts

Die Rednerinnen und Redner würdigten im Rahmen ihrer Grußworte und Reden die Einzigartigkeit und den besonderen Zauber der Einrichtung und beleuchteten die vielfältigen Aspekte und die Bedeutung der Einrichtung aus verschiedensten Blickwinkeln.

Prof. Dr. Christian Dusch, Landrat Landkreis Rastatt

„Die Hub ist heute eine professionelle Einrichtung, die unter anderem auf den Gebieten der Gerontopsychiatrie und Eingliederungshilfe für Menschen mit psychischer Erkrankung sowie in der Palliativmedizin Maßstäbe setzt. In einem Drei-Welten-Modell werden beispielsweise Betreuungsformen angeboten, die auf die Besonderheiten von Menschen mit Demenz angepasst sind. Die einstige Kreispflegeanstalt ist heute breit aufgestellt und ein bedeutender Baustein für die gesundheitliche Versorgung durch unser Klinikum Mittelbaden. Darüber hinaus ist die Hub ein Ort der Begegnung von Bewohnern und der Bevölkerung und wird im Hinblick auf seine stetige Weiterentwicklung auch im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung unter anderem durch die Stiftung Hub und den Förderverein Hub getragen. Es gibt allen Grund, die Geschichte und die Gegenwart dieses Hauses heute zu feiern.“

Dietmar Späth, Oberbürgermeister Baden-Baden

„Die Geschichte der Hub und der Stadt Baden-Baden sind auf vielfältige Weise eng miteinander verknüpft nicht zuletzt durch das Wirken des Architekten Friedrich Weinbrenner. Mit der Übernahme der Trägerschaft durch die Klinikum Mittelbaden gGmbH schließt sich der Kreis in den politischen Zuständigkeiten wieder. Egal in welcher Trägerschaft sich die Hub befand, entwickelte sie sich unermüdlich weiter und stellte sich stets neuen Herausforderungen. Die Entwicklung der Hub zu dem, was sie heute ist, ein idyllisches Pflegedorf mit familiärer Atmosphäre, sucht seinesgleichen. Sie bietet hervorragende Versorgungsangebote und hat dabei einen ganz besonderen Charme. Das liegt vor allem auch an den Menschen, die hier tätig sind. Daher möchte ich vor allem allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken und gratulieren, die hier mit Fachwissen, Herz und Kreativität wirken. Sie machen die Hub zu einem ganz besonderen Ort. Einem Leuchtturm in unserer Region.“

Anja König, Pflegedirektorin Klinikum Mittelbaden gGmbH

„Die Hub fasziniert nicht nur durch ihre eindrucksvolle Geschichte, sondern auch durch ihre Atmosphäre, die weit über die Region hinausstrahlt. Für mich wird hier der Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ durch das besondere Engagement der Menschen, die hier arbeiten, lebendig. Sie schaffen einen Ort der wertschätzenden Begegnung, der mich persönlich bei all meinen Besuchen bewegt und berührt. Es ist ein Ort, der inspiriert und immer wieder neue Kräfte freisetzt. Gleichzeitig müssen wir uns immer wieder unserer Verantwortung bewusst sein, die wir für die Vergangenheit, die Gegenwart wie auch für die Zukunft gemäß dem Leitmotiv unserer Broschüre „Wider dem Vergessen“ tragen. Das tägliche Leben der Erinnerungskultur ist mir ein wichtiges Anliegen. Es ist unsere Verpflichtung, die Erinnerung an diese Zeit wachzuhalten und die Würde der uns anvertrauten Menschen in unserer täglichen Arbeit zu schützen.“

Martin Walter, Kreisarchivar Landkreis Rastatt

„Der Festakt findet in dem denkmalgeschützten Weinbrennerbau statt, dessen architektonischer Charme die lange Geschichte der Hub widerspiegelt und der heute eine Kirche beherbergt. Die Verbindung von Geschichte und der damit einhergehenden Weiterentwicklung verleihen der Hub ihren einzigartigen Charakter. Die Einrichtung ist ein kultureller Schatz für die Region. Darüber hinaus konnten wir mit der Sanierung des Weinbrennergebäudes nicht nur Geschichte erhalten, sondern auch einen Ort schaffen, der Menschen in schwierigen Lebenslagen ein Zuhause gibt. Die Hub ist dadurch nicht nur ein Ort der Geschichte, sondern auch ein Ort der Menschlichkeit und Begegnung. Dieses Jubiläum ist ein Anlass, die Vergangenheit zu ehren, die Gegenwart zu feiern und die Zukunft aktiv zu gestalten.“

Lilian Heck, Einrichtungsleitung Hub

„Seit ihrer Gründung als Kreispflegeanstalt im Jahr 1874 hat sich die Hub immer weiterentwickelt und teilweise neu erfunden. Heute werden differenzierte Angebote in der Eingliederungshilfe für Menschen mit chronisch psychischen Erkrankungen, stationäre Langzeitpflege für überwiegend gerontopsychiatrische Pflegegäste und ambulante Pflege angeboten. Auch ein Palliativcentrum als kleine akutstationäre Krankenhauseinheit befindet sich auf unserem Gelände. Um Stigmatisierungen entgegenzuwirken, wollen wir als Einrichtung ein Ort der Begegnung sein. Daher sind wir dankbar um die weiteren Angebote, die es auf unserem Gelände gibt wie beispielsweise die Bäckerei, das Café am Park, die Arztpraxis, die Kirche und den Park.

Durch die Landesheimbauverordnung haben wir viele Plätze verloren und müssen auch noch weitere reduzieren. Daher werden wir, um auch künftig das Überleben der Einrichtung zu sichern, immer mehr auf externe Unterstützung und öffentliche Förderungen angewiesen sein. Durch die Stiftung Hub und die Scherer Stiftung Baden-Baden konnten bereits zwei denkmalgeschützte Gebäude saniert und erhalten werden; aber es gibt weitere Gebäude und die Sonderinfrastruktur wie z.B. den Park, die wir nur mit Initiativen und einer noch stärkeren Einbindung der Bevölkerung werden erhalten können. Unser Ziel ist es, Angebote vorzuhalten, die den aktuellen Standards entsprechen und die zielgenau an die Bedarfe der Menschen angepasst sind. Gleichzeitig wollen wir den historischen Charme erhalten und vor allem Heimat sein.“

Text & Bild: Petra Geiger
Historische Quellen: Bericht Martin Walter und historischer Bürgerverein Ottersweier