Klinikum Mittelbaden

Abschied einer Wegbereiterin

Das Bild zeigt die Chefärztin Prof. Dr. N. Borisch

Chefärztin Prof. Dr. Nicola Borisch beendet ihre beeindruckende klinische Karriere.

Zum 31. Dezember verabschiedet das Klinikum Mittelbaden eine der prägenden Persönlichkeiten: Prof. Dr. Nicola Borisch, seit 2014 Chefärztin der Klinik für Handchirurgie, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie in Bühl beendet ihre klinische Karriere. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Handchirurgie, einer wissenschaftlich und berufspolitisch beeindruckenden Laufbahn und einem unermüdlichen Engagement für die Handchirurgie sowie für die Lehre und Forschung hinterlässt sie ein nachhaltiges Erbe im Klinikum Mittelbaden.

Von der Pionierin zur Expertin

Borisch begann ihre medizinische und wissenschaftliche Laufbahn mit einem Studium der Humanmedizin, das sie 1987 mit der Promotion abschloss. Nach ihrer Habilitation im Fach Orthopädie 2005 wurde sie im selben Jahr auch zur Privatdozentin an der Universität Regensburg ernannt und 2016 folgte dann die Bestellung zur außerplanmäßigen Professorin der Universität Regensburg. Stationen an renommierten Kliniken wie der Universitätsklinik Kiel, der Universitätsklinik Genf, und der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg bereiteten den Weg zu ihrer Berufung als Chefärztin. Von 2005 bis 2014 leitete sie die DRK Klinik Baden-Baden, bevor sie 2014 an das Klinikum Mittelbaden wechselte im Zuge der Fusion der DRK Klinik mit der Klinikum Mittelbaden gGmbH.

Ihre Leidenschaft galt von Beginn an der Handchirurgie – einem Fachgebiet, das sie mit den Worten beschreibt: „Die Handchirurgie ist klein, fein und hochkomplex. Sie erfordert hohe Kompetenzen in der plastischen Chirurgie im Bereich der Weichteildeckung, traumatologische Fähigkeiten bei der operativen Versorgung knöcherner Strukturen und der Muskeln und Sehnen sowie ein detailliertes mikrochirurgisches Können bei der Wiederherstellung von Blutgefäßen und Nerven.“

Unter ihrer Leitung avancierte die Handchirurgie des Klinikums zu einem überregional anerkannten Zentrum, insbesondere für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen, für arthroskopische Eingriffe an den kleinen Gelenken, auf dem Gebiet der Musikermedizin sowie bei rekonstruktiven Eingriffen an Handgelenken. Patienten aus ganz Deutschland suchten die Expertise der scheidenden Klinikchefin, die in Fachkreisen national wie auch international hohes Renommee genießt.

Wissenschaft und Leidenschaft: Ein Blick zurück

Neben ihrer klinischen Tätigkeit zeichnet die Professorin ein starker wissenschaftlicher Antrieb aus: „Für mich war es immer zentral, das Fach theoretisch und intellektuell zu durchdringen, um dies wiederum in die Praxis einfließen zu lassen.“ Diesen Anspruch setzte sie mit Forschungsarbeiten um und hinterließ ihre Spuren in der medizinischen Lehre wie auch in der Berufspolitik, unter anderem als Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) 2016, als Präsidentin des Jahreskongresses der DGH 2014 sowie als Präsidentin des Jahreskongresses der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie (DAH) 2008.

Mit einem klaren Credo prägte sie ihre Arbeit: „Medizinische Standards sind wichtig, doch sie müssen immer im Einklang mit den Bedürfnissen und Wahrnehmungen des Patienten stehen. Die korrekte Indikationsstellung ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen chirurgischen Behandlung – sie erfordert Wissen, Können, Erfahrung wie auch Intuition.“

Abschied mit Blick nach vorne

Mit dem Erreichen all ihrer beruflichen Ziele, einer umfassenden wissenschaftlichen Karriere und zahlreichen Operationserfolgen blickt die Medizinerin gespannt auf neue Herausforderungen: „Nachdem ich auf dem Gebiet der Handchirurgie nahezu alles operieren und wissenschaftlich erreichen konnte, was aus meiner Sicht möglich ist, freue ich mich jetzt darauf, neue Felder zu erschließen und meinen Horizont mit etwas Neuem zu erweitern.“

Die Klinikleitung würdigt die scheidende Chefärztin als prägende Persönlichkeit: „Frau Prof. Borisch hat über ein Jahrzehnt hinweg die Handchirurgie am Klinikum Mittelbaden auf das Niveau einer Universitätsklinik gehoben. Ihre Präzision, Expertise und wissenschaftliche Neugier waren und bleiben Vorbild. Mit Ihrem Ausscheiden werden Sie in vielerlei Hinsicht eine große Lücke hinterlassen,“ so Priv.-Doz. Dr. Thomas Iber, Medizinischer Geschäftsführer des Klinikum Mittelbadens. „Mit Frau Prof. Borisch verlieren wir eine herausragende Expertin, doch wir sehen es als unseren Auftrag, ihre Arbeit fortzusetzen und die Handchirurgie in ihrer Tradition weiterzuentwickeln. Die Suche nach einer geeigneten Nachfolge, die diese Werte und Expertise teilt, ist bereits im Gange,“ erklärt der Geschäftsführer.

Für eine neue Ära der Medizin

Mit Blick auf ihre Erfahrungen bei den verschiedenen Standortwechseln ihrer Klinik aufgrund von Neustrukturierungen der Kliniken in Baden-Baden, Bühl und Rastatt in den zurückliegenden Jahren hofft die scheidende Chefärztin auf eine rasche Lösung bei der Realisierung des zentralen Klinikneubaus: „Ich hoffe, dass das Neubauprojekt zeitnah realisiert werden kann. Ein zentraler Klinikneubau mit kurzen Wegen und interdisziplinärem Austausch ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung für die gesamte Region Mittelbaden.“

Mit diesen Worten verabschiedet sich eine der führenden Stimmen der Handchirurgie, deren Engagement und Hingabe noch lange nachhallen werden.

Text: P. Geiger
Bild: Klinikum Mittelbaden gGmbH