Klinikum Mittelbaden

Freude über großzügige Spende

Neues Mutter-Kind-Zimmer auf der neonatologischen Intensivstation

Das Licht ist gedimmt, es ist ruhig. Eine junge Mutter sitzt auf ihrem Bett, wiegt ihr Neugeborenes. Hinter einem Raumtrenner versorgt eine weitere Frau ihr Kind in seinem Bettchen. Die neue Mutter-Kind-Einheit für Frühgeborene ist gerade in Betrieb genommen worden und wird bereits rege genutzt. Ermöglicht wurde die Errichtung dieses neuen Familienzimmers auf der neonatologischen Intensivstation durch die finanzielle Unterstützung des Freundeskreises der Klinik für Kinder und Jugendliche Baden-Baden e.V., BaBaKi.

Das Ziel: Die entspannte Atmosphäre, ein spezielles Lichtkonzept, ein weitgehender Verzicht auf invasive Maßnahmen und vor allem die Möglichkeit, dass Mütter und ihre neugeborenen Kinder 24 Stunden am Tag zusammen sind, soll sich positiv auf den Reifeprozess der Kinder auswirken. Dr. Markus Kratz, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin erklärt: „Wir stellen immer wieder fest, dass ein Frühgeborenes, das viel Hautkontakt zur Mutter oder auch zum Vater hat, deutlich seltener mit Atemaussetzern zu kämpfen hat als ein Kind mit einer vergleichbaren Reife, das von seinen Eltern immer wieder getrennt ist.“

Für die Einrichtung war dem Team ein Anliegen, dass der Raum nicht wie ein klassisches Krankenhauszimmer wirkt. „Wir wollten so etwas wie eine Wohnzimmeratmosphäre schaffen“, erklärt Dr. Kratz, warum die funktionalen Betten und die Nachtschränkchen eine Holzoptik aufweisen und die Wände in einem ansprechenden Grünton gestrichen sind. Die Mütter, die hier als Begleitperson ein Bett bekommen, sollen sich so wohlfühlen wie ihre Babys – eben weil davon auch die Frühgeborenen profitieren. „Die Kinder sollen ein entwicklungsförderndes Setting haben, in dem sie ungestört reifen können“, führt Dr. Kratz aus. Bei Frühgeborenen sind oft die Lungen noch nicht ganz ausgereift, oder die Verdauung funktioniert noch nicht  wie bei einem Kind, das regulär nach erst nach 40 Schwangerschaftswochen zur Welt kommt.

„Was wir bereits feststellen können, ist, dass Mütter, die mit ihrem Neugeborenen 24 Stunden am Tag zusammen sind, Sicherheit im Umgang mit ihrem Neugeborenen erlangen“, so Dr. Kratz. Sie hätten oft weniger Angst davor, etwas falsch zu machen, wenn sie entlassen werden. Diese gegenseitige Stärkung von Mutter und Kind führe nicht selten zu kürzeren Verweildauern im Krankenhaus.

Zum entwicklungsfördernden und familienintegrierenden Konzept der Neonatologie in Baden-Baden gehört auch, dass das Kind „so lange schlafen darf, so lange es möchte“, so Dr. Kratz. Pflegerische Maßnahmen oder ärztliche Untersuchungen finden in der Zeit nicht statt. „Auch wir mit unseren Arbeitsabläufen müssen uns darauf einstellen“, stellt der Leiter der Kinder- und Jugendmedizin fest. Aber er ist überzeugt, dass auch das für die Entwicklung von Frühgeborenen von großer Bedeutung ist.

Die Mutter-Kind-Einheit hat Behandlungsplätze für drei Früh- oder Neugeborene, die auf der neonatologischen Intensivstation mit ihren insgesamt 13 Betten versorgt werden. Mütter, deren Kinder aufgrund ihres Gesundheitszustandes in diesem Zimmer versorgt werden können, werden von den Ärzten oder Pflegerinnen angesprochen, wenn ein Bett frei ist. Die Mutter selbst wird dann als Begleitperson bei ihrem Kind im Zimmer aufgenommen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür.

Das Konzept begeistert auch die dreifache Mutter Silke: Sie ist froh, dass sie endlich den ganzen Tag bei ihrer Tochter Elin sein kann, die vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt kam. Die ersten Tage nach der Geburt hat Silke noch in der Frauenklinik verbracht, getrennt von ihrem Kind. „Das ist dann schon hart, wenn  man sieht, wie die anderen Mütter ihre Babys bei sich haben“, blickt sie zurück. „Die Bindung zum Kind ist in den ersten Tagen einfach eine ganz andere, wenn man bei seinem Kind ist, als wenn man es nur zu bestimmten Zeiten sieht.“

Elin scheint nichts mitzubekommen von dem Gespräch. Sie schläft ruhig weiter, als ihre Mutter sie mit geübtem Griff vor sich auf ihrem Bett ablegt. Sie hofft, dass ihre Tochter am nächsten Tag entlassen werden kann. Von Unsicherheit keine Spur: „Ich konnte ja hier alles fragen, was mir wichtig war.“