Klinikum Mittelbaden

Ich wollte unbedingt Hebamme werden

Paloma_Etienne_Hebamme

Der 5. Mai steht im Zeichen der Hebamme. Paloma Etienne hegte schon seit ihrer Kindheit den Traum, Hebamme zu werden. Doch der Weg dahin war alles andere als leicht. Inzwischen hat sie ihre Ausbildung erfolgreich absolviert und arbeitet im Kreißsaal des Klinikums Mittelbaden.  

„Ich wollte immer, dass alle sehen: Ich bin bereit, alles dafür zu geben, dass ich Hebamme werden kann. Wirklich alles.“ Paloma Etienne ist 28 Jahre alt, vor einem halben Jahr bog sie auf die Zielgerade ein – sprich: Sie bestand die notwendigen Prüfungen, um als Hebamme arbeiten zu können. Mit einem Hauptschulabschluss kämpfte sie sich durch. Es war ganz sicher kein einfacher Weg – aber das Ziel verlor Paloma Etienne niemals aus den Augen. „Und darauf bin ich schon ein bisschen stolz“, sagt sie mit einem Leuchten in den Augen.

Den ersten Anstoß für ihren Berufswunsch gab es, als die Hauenebersteinerin neun Jahre alt war: „Damals wurde ich zum ersten Mal Tante.“ Neugierig, wie sie war, wollte sie alles wissen, was bei der Geburt passiert war. Inzwischen hat ihre Schwester ihr drittes Kind zur Welt gebracht – mit Palomas Unterstützung.  „Das war einer der schönsten Momente“, erklärt Paloma und sucht auf ihrem Smartphone nach einem Bild, das sie mit dem Baby zeigt. „Schauen Sie, da ist meine Nichte gerade geboren. Bei der Geburt des zweiten Kindes war ich auch dabei, aber noch als Schülerin.“

Paloma Etienne erwischte durch Zufall den letzten Termin, um die schulische Ausbildung für den Beruf zu absolvieren. Dafür reichten ihr Schulabschluss und ihre langjährige Berufserfahrung. Inzwischen wurde der Beruf akademisiert, und für das Studium ist mindestens die Fachhochschulreife erforderlich. „Ich war schon so weit, dass ich überlegt habe, an einer Abendschule die Fachhochschulreife zu machen“, erzählt Paloma Etienne. Doch sie sei eben nicht die große Lernerin, zumindest, was Schule angeht. „Ich war schon immer neugierig und wollte alles wissen“, betont sie. Und wenn sie etwas interessiert, fällt es ihr nicht schwer, sich Zusammenhänge zu merken, sich reinzuknien in den Stoff.  „Klar, Chemie war schon schwierig“, gibt sie zu bedenken. „Das hatte ich als Werkrealschülerin so nicht gelernt.“ Aber: Auch manche Abiturientin aus ihrem Kurs hatte an diesem Fach zu knacken. Und: „Ich wusste ja, wofür ich das mache. Das war der Ansporn für mich.“

Schon von Anfang an musste Paloma Etienne viel kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen. Den Kreißsaal lernte Paloma Etienne bereits in der achten Klasse kennen, im Rahmen eines Berufspraktikums. Hatte sie noch zwischen den Berufswünschen Tierpflegerin und Hebamme geschwankt, festigte sich der Wunsch, in die Geburtshilfe einzusteigen. „Eigentlich habe ich mich immer mit diesem Beruf beschäftigt.“ Weitere Praktika und ein Berufseinstiegsjahr an der Anne-Frank-Schule folgten. Bei einem Informationstag kam sie in Kontakt mit Sibylle Schlageter, die damals die Schule für Pflegefachberufe leitete.  Auf ihren Rat hin absolvierte sie 2012 die einjährige Ausbildung als Pflegehelferin, sammelte Berufserfahrungen und schloss von 2014 bis 2017 die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an – alles immer mit dem Gedanken: „Ich will Hebamme werden.“ Doch, die Krankenpflege hat ihr auch gut gefallen. Berührungsängste hatte sie nie: „Ich habe schon als Kind meiner Oma die Strümpfe angezogen oder ihr die Haare gewaschen.“  Zwei Jahre arbeitete sie in der Zentralen Notaufnahme in Rastatt, die Erfahrungen dort kamen ihr schließlich auch für die Hebammenausbildung zugute. Doch für diesen Beruf einen Ausbildungsplatz zu finden, schien lange Zeit unmöglich: „Deutschlandweit habe ich mich beworben. Ich habe auch in meinem Urlaub Praktika gemacht. Ich wollte zeigen: Ich will den Beruf unbedingt. Doch immer kamen Absagen.“ Warum? „Die Begründung war immer der Hauptschulabschluss“, sagt Paloma Etienne. „Zum Schluss hatte ich einen ganzen Ordner mit Bewerbungen. Ich wäre überall hingegangen.“

Wieder halfen ihr eine glückliche Fügung des Schicksals und zwei wertvolle Kontakte im Klinikum Mittelbaden. Unter anderem fand sie in Susanne Baus, Leitende Hebamme des Klinikums Mittelbaden, eine Fürsprecherin. So trat sie im Jahr 2019 endlich ihre lang ersehnte Ausbildung an. Ohne Verkürzung übrigens: „Das wollte ich nicht. Ich wollte auch aus dem ersten Ausbildungsjahr alles mitbekommen – und ich wollte von Anfang an in der Klassengemeinschaft sein“, erklärt Paloma Etienne.  Ihr ist bewusst: „Das war meine letzte Chance, Hebamme zu werden.“

Und gerade dieser letzte schulische Ausbildungsjahrgang hatte es nicht einfach: Die Ausbildung fiel mitten in die Corona-Zeit. Online-Unterricht, Abstandsregeln, Kontaktbeschränkungen. Und werdende Mütter, die nicht zu allen Untersuchungen ihren Lebenspartner mitbringen konnten. 

Jetzt ist sie am Ziel, hat den ersten Kindern auf die Welt geholfen und erlebt werdende Mütter, die ihr vertrauen. Vor einigen Wochen hat sie auch mit der Wochenbettbetreuung begonnen. Das bedeutet, dass sie neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit im Klinikum auch freiberuflich arbeitet. Was sie während ihres langen und steinigen Wegs für sich mitgenommen hat: „Ich versuche, nie über eine Frau zu urteilen, sondern sie mit all ihren Wünschen zu respektieren. Auch wenn das manchmal schwer zu verstehen ist. Da steckt doch immer eine Geschichte dahinter.“ 

Übrigens: Werdende Mütter, die auf der Suche nach einer Hebamme für die Betreuung in der Schwangerschaft und während des Wochenbetts sind, können es über die Internetseite www.hebammensuche-bw.de versuchen.