Die Klinik für Kardiologie und Angiologie erweitert ihr Behandlungsangebot rund um die Schrittmacherbehandlung um innovative und komplexe Verfahren.
Neben den bereits fest etablierten Ein-, Zwei- und Dreikammer-Schrittmachersystemen sowie implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) kommen seit neuestem innovative Schrittmachertherapien wie sondenlose Schrittmacher, subkutane ICD und das HIS-Bundle-Pacing in der Kardiologie des Klinikums zum Einsatz.
„Mit diesen neuen Therapiemöglichkeiten sind wir in der Lage, unseren Patientinnen und Patienten modernste und schonendste Technologien in der Herzrhythmustherapie anzubieten“, unterstreicht Dr. Matthias Merkel, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie. „Wir können nun die gesamte Bandbreite der Schrittmacher- und ICD-Therapien anbieten – von der einfachen Schrittmacherimplantation bis hin zu den komplexesten Verfahren der modernen Herzrhythmustherapie“, ergänzt sein Chefarztkollege, Dr. Clemens Potocnik.
Seit Juli konnten bereits fünf sondenlose intrakardiale Schrittmacher des Typs „Micra“ erfolgreich implantiert werden. Beim Micra-System handelt es sich nach Angaben von Merkel um eine minimalinvasive Technologie, die komplett ohne Elektroden, sprich Sonden, auskommt. Der etwa 2,5 Zentimeter lange „Minischrittmacher“ wird direkt in die rechte Herzkammer implantiert, ohne dass Sonden durch Blutgefäße verlegt werden müssen. Das macht den Eingriff weniger invasiv und verringert Risiken wie Infektionen oder Gefäßverletzungen. „Dieser Schrittmacher ist besonders für Patienten geeignet, bei denen eine konventionelle Schrittmacherimplantation problematisch ist oder ausscheidet“, verdeutlicht Merkel die Indikationsstellung.
„Mitte August haben wir erstmals ein so genanntes „HIS-Bundle-Pacing“ vorgenommen. Diese Methode stellt eine weitere bedeutende Neuerung unserer Herzschrittmachertherapie dar, da sie direkt in das körpereigene Reizleitungssystem durch Stimulation des HIS-Bündels eingreift. Dadurch wird eine synchronere und natürlicher verlaufende Herzaktivität mit optimaler Steigerung der Auswurfleistung ermöglicht“, erklärt der Chefkardiologe das Wirkungsprinzip.
Eine weitere Innovation stellt der subkutane ICD (S-ICD) dar. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des herkömmlichen ICD. Ein ICD überwacht das Herz auf gefährliche Herzrhythmusstörungen, wie Kammerflimmern. Bei Bedarf gibt er einen elektrischen Schock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Kommt ein subkutaner ICD zum Einsatz, werden die Elektroden nicht in das Herz eingeführt, sondern unter die Haut gelegt. Dies reduziert laut Potocnik das Risiko von Komplikationen, die mit Elektroden im Blutkreislauf verbunden sind. Seinen Angaben zufolge eignet sich der S-ICD besonders für Patienten, bei denen eine traditionelle Sondenplatzierung problematisch ist, sowie für junge Patienten mit hoher körperlicher Aktivität.
Merkel und Potocnik haben es sich zum Ziel gesetzt, modernste kardiologische Behandlungsmöglichkeiten an den beiden Klinikstandorten Baden-Baden und Rastatt zu etablieren. „Mit den neuen Technologien wird das bisherige Angebot der Schrittmachertherapie entscheidend erweitert. Durch die große Bandbreite der Behandlungsoptionen können wir unseren Patienten nun maßgeschneiderte und patientenindividuelle Therapien anbieten. Unsere Systeme decken das gesamte Spektrum der Herzrhythmustherapie ab – von Bradykardien, über Herzinsuffizienzen bis hin zu lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen“, sind sich die beiden Chefärzte abschließend einig.
Bildunterschriften:
Header: Dr. M. Merkel und Dr. C. Potocnik prüfen die korrekte Platzierung des sondenlosen Micra-Schrittmachers in der rechten Herzkammer
Content: Dr. M. Merkel und Dr. C. Potocnik platzieren den sondenlosen Micra-Schrittmacher in der rechten Herzkammer. Der Patient hat bereits eine Operation am offenen Herzen hinter sich, er trägt eine künstliche Herzklappe und hat einen konventionellen Herzschrittmacher mit Sondenproblem, auf den er aber angewiesen ist. Die obere Hohlvene ist nach der Herzoperation verschlossen, so dass der MICRA Schrittmacher nun die einzige Möglichkeit der Herzstimulation darstellt.
Bildquelle & Text: Petra Geiger