Lungenkrebs galt lange als schwer therapierbar mit schlechter Prognose. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an innovativen Therapien. Sie verbessern die Lebensqualität und verlängern die Überlebenszeit. Entscheidend dafür ist vor allem auch ein Team aus erfahrenen und hochkompetenten Experten, die ihre Therapiekenntnisse kombinieren – wie in dem sogenannten Tumorboard der Klinik für Pneumologie und Thoraxchirurgie von Chefarzt Dr. med. Christian Nagel und Dr. med. Heribert Ortlieb und der Klinik für Hämatologie und Onkologie von Prof. Dr. Kai Neben.
Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen und verursacht die meisten krebsbedingen Todesfälle. Als Standardtherapie galten lange neben der operativen Entfernung des Tumorgewebes die Bestrahlung und die Chemotherapie. Allerdings hat sich die Behandlung in den letzten Jahren fundamental geändert.
Folge: bessere Lebensqualität und häufig eine deutlich verlängerte Überlebensprognose.
Tumoranalyse entscheidet über Therapiewahl
Neben der Untersuchung des Aussehens und des Wachstumsmusters der Tumorzellen kann das Gewebe auch mit molekularbiologischen Methoden untersucht werden. Dann zeigt sich, ob die Krebszellen Veränderungen in ihren Genen tragen. Sobald der Defekt, der das ungehinderte Tumorwachstum auslöst, identifiziert ist, lässt er sich oft individuell bekämpfen.
Lungenkrebs wird – wie andere Tumorerkrankungen – mittlerweile mit verschiedenen Ansätzen in Kombination therapiert, für die Behandlung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.
Zur Behandlung kommen abhängig vom Ausmaß der Erkrankung eine lungenchirurgische Operation mit endoskopischen und offenen Techniken, eine medikamentöse Therapie durch die Onkologie und eine Strahlentherapie in Betracht.
In der Onkologie gibt es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in der zielgerichteten Therapie mit Wirkstoffen, die übermäßiges Zellwachstum verhindern. Medikamentös gibt es dabei Möglichkeiten die eigene Immunabwehr in die Lage zu versetzen, die Tumorzellen zu erkennen, anzugreifen und zu vernichten (Immuntherapie). Diese Therapieoptionen werden anhand einer Genuntersuchung des gewonnenen Tumorgewebes vor Einleitung einer Therapie ermittelt.
Tumorboard berät über optimale Behandlung
Um die Ergebnisse auf Basis der vorangegangenen umfassenden Diagnostik auszuwerten und daraus die bestmögliche Therapie abzuleiten, ist eine Vielzahl an Spezialisten nötig. Sie tragen in einem sogenannten Tumorboard alle Erkenntnisse zusammen und beraten gemeinsam, wie zu verfahren ist.
Dazu gehören neben den Kliniken für Pneumologie (Dr. Nagel) und Thoraxchirurgie (Dr. Ortlieb) die Kliniken für Onkologie und Hämatologie (Prof. Neben), die Strahlentherapie Baden-Baden und das Institut für Pathologie in Lahr (Prof. Tietze)
„In unserem Tumorboard arbeiten wir mit mehr als 10 Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. Ziel ist, unter Abwägung aller Befunde die bestmögliche Behandlungsoption zu diskutieren und festzulegen. Jeder in dem Board beurteilt aus seiner fachlichen Sicht, was für den Patienten am effizientesten ist, um die Tumorerkrankung besmöglich zu behandeln bei maximalem Erhalt oder der Wiedergewinnung von Lebensqualität,“ betont Dr. Nagel, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und einer der fachlichen Teilnehmer des wöchentlich stattfindenden Tumorboards.
Eine derartige Struktur wird in der Zukunft nur in Kliniken der Versorgungsstufe II oder III, so wie im künftigen Zentralklinikum Baden-Baden/Rastatt geplant, vorgehalten werden.
Das Lungenkrebszentrum des Klinikums Mittelbaden behandelt jährlich mehr als 200 Patienten. Für jeden Patienten wird dabei eine individuelle maßgeschneiderte Therapie konzipiert und durch die Spezialisten der Tumorkonferenz gemeinsam festgelegt.
Durch dieses abgestimmte fachübergreifende Vorgehen lassen sich deutlich mehr Patienten als noch vor 20 Jahren heilen, Leid lindern, Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung verlängern.
Bild: Stefan Nagel
Text: B. Lay